Wie kommt ein Leader-Projekt der LAG Ammersee auf die Festakt-Bühne im Landsberger Stadttheater? Am Dienstagabend (16.05.2023) spielte das Leader-geförderte Steinzeitdorf Pestenacker eine der Hauptrollen, als der Vorsitz der International Coordination Group für die „UNESCO Welterbestätte Prähistorische Pfahlbauten“ feierlich von Frankreich an Deutschland übergeben wurde.
Maßnahmen zum Schutz, zur Erforschung und zur Vermittlung des „nahezu unsichtbaren Erbes“ der prähistorischen Pfahlbauten koordinieren soll die aus Experten der Schweiz, Österreichs, Deutschlands, Italiens, Sloweniens und Frankreichs bestehende Gruppe. Alle zwei Jahre wechselt der Vorsitz, den nun Deutschland inne hat.
Bei der zeremoniellen Vorsitzübergabe im Beisein vom baden-württembergischen Denkmalspflege-Landesamtpräsidenten, des Generalkonservaters des bayerischen Denkmalspfleglandesamtes, deren Amtskollegen aus der Schweiz und aus Frankreich sowie von Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens im Landkreis Landsberg am Lech wurde das Leader-geförderte Steinzeitdorf Pestenacker in zwei Vorträgen vorgestellt. Im Auditorium hatten auch der Vorsitzende der LAG Ammersee, Christian Bolz, 1. Bürgermeister der Gemeinde Weil, und zwei seiner Amtskollegen aus LAG-Ammersee-Gemeinden, Sandra Perzul (Dießen) und Robert Sedlmayr (Geltendorf), Platz genommen.
Nachdem Dr. Annelli Wanger-O’Neill vom Bayerischen Landesamt für Denkmalspflege und Anne Köhler von der der Uni Leipzig „Neueste geoarchäologische Erkenntnisse zur jungneolithischen Feuchtbodensiedlung Pestenacker“ vorgestellt hatten, gehörte Lejla Hasukic die Bühne. Die Archäologin leitet im Landratsamt Landsberg am Lech das Projekt Steinzeitdort Pestenacker. Sie stellte dieses als „Vermittlungsort für das UNESCO-Welterbe mit neuem Konzept und partizipativem Programm“ vor. Leader fördert das von Landratsamt Landsberg mit Förderverein Prähistorische Siedlung Pestenacker e.V. getragene Projekt mit 70.250 €, um den „stufenweisen Ausbau und Professionalisierung der bestehenden Präsentation“ zu unterstützen. Welche Früchte dieses Geld bereits trägt, machte Lejla Hasukic eindrucksvoll deutlich.
Die „Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen“ sind seit 2011 als transnationale und serielle Stätte Teil des UNESCO-Welterbes. Aufgrund der außergewöhnlichen Erhaltung organischer Materialien und damit ihres Fundreichtums geben sie einmalige Einblicke in 4.500 Jahre (5.000-500 v.Chr.) Leben und Alltag sowie Handwerk, Mobilität und Wirtschaftsweise der ersten ackerbaulichen Gesellschaften. An dem transnationalen Welterbe sind die Schweiz (56 Fundstellen), Italien (19), Deutschland (18), Frankreich (11), Österreich (5) und Slowenien (2) beteiligt. Von den 18 deutschen Stätten befinden sich drei in Bayern und davon zwei im Landkreis Landsberg am Lech: die Feuchtbodensiedlungen Unfriedshausen und Pestenacker mit dem Vermittlungsort „Steinzeitdorf Pestenacker“.