STUDIERENDE PRÄSENTIEREN IDEEN IM „REAL PROJECT: MOBILITÄT AM AMMERSEE”

Könnten Start-ups die gravierenden Mobilitätsprobleme der Ammersee-Region lösen helfen? Mit einiger Spannung war von interessierten BürgerInnen am 25. Juni ein öffentliches Online-Meeting erwartet worden: Denn hier stellten Studierende ihre Arbeiten im „Real Project: Mobilität am Ammersee“ vor, das die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Ammersee in Zusammenarbeit mit dem Strascheg Center for Entrepreneurship an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München (SCE) organisiert hatte. Mit ihren Projektideen „Mobili.me“, „Fox.bike“ und „nuaaboats“ überraschten die angehenden Entrepreneure positiv.

Flexible & komfortable Mobilität auch ohne eigenes Auto

„Mobili.me“ ist der Titel eines Projekts, in dem eine App für Tages- und Übernachtungsgäste am Ammersee, bzw. allgemein in ländlichen Regionen ohne einheitliches Mobilitätskonzept entwickelt wird. Diese App soll den Touristen eine klare und vernetzte Gesamtübersicht über alle öffentlichen Verkehrsmittel vor Ort und dadurch unkomplizierte und schnelle Alternativen zu einer Fahrt mit dem eigenen Auto bieten. Darüber hinaus sollen auch Anwohner profitieren: durch weniger Verkehrsaufkommen und verringerte Lärmbelästigung.

Mit der App sollen Nutzer aus mehreren Möglichkeiten auswählen können, welchen Aktivitäten sie gerne am See nachgehen möchten. Basierend auf ihrem aktuellen Standort schlägt die App drei in Frage kommende Orte vor. Nun können sich die Benutzer durch Bilder und Rezensionen klicken und sich anschließend für eine Alternative entscheiden. Sie haben die Möglichkeit für alle benötigten Verkehrsmittel ein Kombiticket zu erwerben und erhalten dieses unkompliziert sofort aufs Handy. Außerdem können sie sofort eine Reservierung, bspw. für ein Restaurant oder eine Freizeiteinrichtung vornehmen. Während des Besuchs oder am Ende des Tages können selbst Beurteilungen oder auch Bilder eingegeben werden. Mit dem Konzept will das Mobili.me-Team das „Umweltbewusstsein schärfen und aufzeigen, dass flexible Mobilität auch ohne eigenes Auto möglich ist“.

Mobili_mi_Abschlusspraesentation PDF

Schlaues Konzept für alternative Mobilität und regionale Produkte

Einen Beitrag, gezielt den Erholungsdruck auf die Umwelt zu senken und die Lebensqualität Ortsansässiger wie Erholungssuchender zu heben, soll auch „Fox.bike“ leisten. Dazu werden Nutzer dieser App von individuell maßgeschneiderten Routen, tagesaktuellen Erlebnisvorschlägen und kapazitätsorientierter Routenplanung profitieren. Dabei soll auch die Bedeutung regionaler Produkte und Dienstleistungen in den Vordergrund gerückt werden. Für all jene, die kein eigenes Fahrrad haben, bietet das Start-up den Verleih von E-Bikes an. Mit unterschiedlichen Tarifen, flexiblen Abhol- und Abgabestationen und einem komfortablen E-Bike sollen Kunden vom Angebot überzeugt werden.

„Unsere Künstliche Intelligenz (KI) gesteuerte App und das neue E-Bike-Mobilitätsangebot sollen eine nachhaltige Alternative zur Anreise mit dem Auto bieten. Sowohl die Einheimischen, als auch die Tagestouristen profitieren von den Vorteilen unserer Geschäftsidee in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht“, schreibt das Entwicklerteam. „Auch die Natur, welche unter der hohen CO2-Belastung leidet, bekommt die Chance sich zu erholen.“ Die ambitionierten Pläne haben eine klares Ziel: „Aufgrund der Skalierbarkeit unserer Geschäftsidee möchten wir es uns zum Ziel machen, die komplette Fünf-See-Region innerhalb der nächsten fünf Jahre mit unserem Verleih und App-Service abzudecken und weitere Standorte zu erschließen.“

FOX BIKE Abschlusspraesentation PDF

Mit Bootstaxis zu unvergesslichem Erlebnis und jedem Wunschzielort

Die Entwickler des Projekts „nuaaboats“ haben den „noch nicht so viel genutzten See“ in ihre Überlegungen zur „Mobilität am Ammersee“ einbezogen. Mit Bootstaxis auf dem Ammersee – so genannten „nuaaboats“ – sollen Verbindungen über den See hergestellt, Touristen umverteilt und dabei individuelle Zielvorschläge möglich gemacht werden. Neben Touristen und Tagesausflüglern sind auch „Anwohner mit und ohne Auto“ als Zielgruppe ausgemacht worden.

Mit ihrer Flotte von Booten, die von einem lokalen Unternehmen gestellt werden sollen, wollen sie eine Dienstleistung anbieten, „die es so in Deutschland noch nicht gibt“: eine Alternative zum Auto, „um alle schönen und sehenswerten Orte rund um den Ammersee an einem Tag erkunden zu können“. Dabei soll gleichzeitig ein Erlebnis auf dem See geschaffen werden, das nachhaltig in Erinnerung bleibt. Flexibilität steht im Fokus dieses Mobilitätsvorhabens: Mit dem nuaaboat-Projekt soll gewährleistet werden, dass „man jederzeit von einem beliebigen Punkt zu seinem Wunschzielort in unter 20 Minuten kommen kann“: auf dem Wasserweg.

nuaaboats Abschlusspreasentation PDF

Viel Lob für Ideen und Bürgerengagement

„Sehr erfreulich, dass auch diesmal, bei der Ergebnispräsentation, wieder Anwohner und Interessierte vom Ammersee dabei waren“, ist Mirko Franck, Leitung Education beim SCE, hoch zufrieden. Schon beim Start der Projektarbeit war der Auftakt-Online-Workshop am 9. April mit interessierten Bürger*innen der Ammersee-Region gut besucht gewesen, die den Studierenden Inputs für ihre Arbeit in den folgenden Wochen gaben. Erneut gab es nun beim abschließenden Online-Workshop Gelegenheiten zum weiteren Kennenlernen und zum Feedbackgeben.

Das „Real Project: Mobilität am Ammersee“ ist eine Maßnahme des europaweiten Projekts Rural 3.0, bei dem europäische Hochschulen mit Partnern in ländlichen Regionen eine Wissens-Allianz schmieden, in die Erfahrungen aus einem der acht beteiligten Länder auf dem Gebiet „rural social entrepreneurship“ bzw. „rural service learning“ eingebracht werden. SCE und LAG Ammersee sind die deutschen Projektpartner.

Prof. Dr. Wolfgang Stark aus Pähl, Steinbeis Transferzentrum Innovation and Sustainable Leadership, Strascheg Center for Entrepreneurship, München, Professur für Organisations- und Gemeindepsychologie und Organisationsentwicklung an der Universität Duisburg-Essen, der schon beim Regionalprojekt BIGHub Innovationsforum 2018 federführend dabei gewesen ist, zeigt sich als Mitorganisator ebenfalls zufrieden. „Die Projekte aus dem Real Project haben beeindruckendes Interesse bei den Beteiligten in der Region Ammersee erzeugt. Da wäre es doch sehr schade, wenn wir dies nicht aufgreifen könnten“, blickt er voraus.

Der in Deutschland erreichte Projektstand wird demnächst auch im im EU-Projekt Rural 3.0 vorgestellt. Ein gemeinsames Rural-3.0-Treffen findet am 29./30. September statt; leider nicht wie ursprünglich geplant direkt am Ammersee, sondern Corona-bedingt online. Am 23. Oktober ist ein europaweiter Hackathon der Studierenden aus den Projekten aus Deutschland, Italien, Kroatien, Litauen, Niederlande, Portugal und Spanien angekündigt.

Ob und wie die am 25. Juni präsentierten Studierendenprojekte in der Ammersee-Region fortgesetzt und die gelobten Ideen umgesetzt werden, ist derzeit offen.

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